Montag, 21. Dezember 2015

WunschKind


Als ich im Januar diesen Jahres nach Kaufbeuren fuhr,
um mit den Damen des für Luca zuständigen Jugendamtes
über die Besuche bei Luca zu sprechen,
traf ich anschließend auch Lucas Tante.


Sie war ja diejenige,
die am 24. Oktober 2014 uns darüber informierte,
dass Luca nach dem Aufenthalt in der Psychiatrie
nun in einem Heim lebe.
Wenn wir uns träfen, so meinte sie,
werde sie mir noch einiges erzählen,
was Luca geschehen sei.
Das tat sie denn auch,
als wir in Kaufbeuren in einem Café zusammen saßen.


Eine Einzelheit aus noch viel früherer Zeit
erzählte sie mir auch an diesem 19. Januar 2015.
Ihre Schwester, Lucas Mutter, habe sie, 
als diese mit Luca schwanger war, gefragt,
ob sie, die Tante, bereit wäre, Luca zu sich zu nehmen.
Sie, die Mutter, wolle ihn nicht,
ihn jedoch auch nicht abtreiben.



Du!
Deshalb bist du UNSER Wunschkind geworden und geblieben.





*

Donnerstag, 17. Dezember 2015

Gute Nachricht

Anfang November habe ich hier im Blog die Geschichte 
eines jungen syrischen Mädchens erzählt. 
Sie ist in Bayern in einem Heim; 
ihre Schwester mit Familie lebt hier bei uns in Lambrecht. 
Beide wünschen, dass die jüngere fortan bei ihrer Schwester leben kann.
Die ältere soll ihre Vormündin werden.

Nach einigen Telefonaten und Mails 
wurde das vom Jugendamt in Bayern in die Wege geleitet. 
Der Antrag liegt allerdings noch zur Bearbeitung beim hiesigen Amtsgericht.

In einer Mail aus Bayern heißt es heute:

"Wir haben das Amtsgericht Neustadt an der Weinstraße 
um Amtshilfe bzgl. der Vormundschaft gebeten, 
diese wird auch erteilt, aber leider erst nächstes Jahr.
 Nichtsdestotrotz möchte ich T. zur Schwester lassen, 
da es ihr großer Wunsch ist. 
T. wird am 23.12.15 zur Schwester ziehen." 

Die ältere Schwester und ihr Mann sind bei mir im Deutschunterricht.
Als ich ihr heute die gute Nachricht erzähle 
und den 23. Dezember als Termin benenne, 
strahlt sie mich - sie ist Muslimin - über das ganze Gesicht an:

"Before Christmas!"




Montag, 14. Dezember 2015

"ausgeliefert" - jetzt online

"In fremden Händen":
Lucas und fünf andere Leidensgeschichten sind jetzt hier online  im Süddeutsche Zeitung Magazin zu lesen.

Ich bezeuge, dass Lucas Geschichte noch schlimmer war, als hier beschrieben werden konnte. Und ich bezeuge, dass ich seit vielen Jahren als Pflegemutter mit Jugendämtern arbeite und ein solches Drama bisher nur einmal vorkam.
Ich habe außerdem sowohl bei der Veröffentlichung in unserer regionalen Zeitung als auch der Landesschau des SWR erlebt, dass das Jugendamt selbstverständlich befragt und um Stellungnahme gebeten wurde, dies jedoch kommentarlos verweigerte.

Stefanie Rabenschlag






Sonntag, 13. Dezember 2015

wer wohl was weiß

 Ich habe große Probleme mit dem Begriff »Kindeswohl«, 
der ja im Zentrum des Kindschaftsrechts steht. 
Der Begriff eröffnet in einem Verfahren
über die Rechte des Kindes ein Lottospiel.
Die konkrete Ausfüllung des Begriffs durch Sozialarbeiter,
 Richter oder Sachverständige ist für große wie kleine Bürger 
schlicht nicht voraussehbar. 
Wer »Kindeswohl« verwendet, 
wird immer seinen eigenen Wertmaßstab, 
seine subjektiven Vorstellungen zugrunde legen. 
Die Gefahr ist groß, dass es dem Kind und seiner Familie 
nach solchen Entscheidungen schlechter geht als vorher. 
Damit verschwindet aus dem Blick, 
mit welcher konkreten Unterstützung die für das Kind Verantwortlichen 
ihre Aufgabe künftig meistern können.


Hans-Christian Prestien, ehemaliger Richter,
im Süddeutsche Zeitung Magazin, Ausgabe 50, 2015:
"In fremden Händen"




Freitag, 11. Dezember 2015

"In fremden Händen"



Heute erscheint Lucas Geschichte im Magazin der Süddeutschen Zeitung!!!
Ausgabe 50 im Jahr 2015!
Zusammen mit fünf anderen Leidensgeschichten!
Digital im SZ Magazin.
Süddeutsche Zeitung kaufen!
Titelgeschichte lesen!
Teilen!
Danke!


    


*


Freitag, 4. Dezember 2015

Lesen Sie selbst!

"...Was folgt daraus? Der rechtliche Familienbegriff weitet sich; er löst sich von der klassischen Familie. Familie ist für das neue Recht jeder Ort verlässlicher Bezugspersonen."


Süddeutsche Zeitung von heute.

Dienstag, 1. Dezember 2015

Es steht fest.



Mit jedem Schritt,
mit jedem Griff,
mit jedem Wort
ist was geschehn.

Es bleibt das Wort,
es bleibt der Griff,
es bleibt der Schritt
für sich bestehn.


Alfred Baur





Samstag, 21. November 2015

Es war 2008



Heute vor sieben Jahren, Kind,
am 21. November 2008,
begann auf dem äußeren Plan unser gemeinsames Leben.
Nach einem Anruf des Jugendamtes Rhein-Pfalz-Kreis zehn Tage zuvor,
holten wir dich am 21. November vom Krankenhaus ab.
Du warst knapp acht Monate alt
und hattest in diesen acht Monaten 
bereits vier verschiedene Krankenhäuser kennengelernt, unbegleitet.
Du kamst zu uns ausgestattet mit Monitor, Sauerstofftank, Nasenbrille
Notfallzubehör und recht dramatischen ersten Nächten und Nachtwachen.
Schritt für Schritt ging deine Gesundung voran,
und wir konnten das alles hinter uns lassen.
Das Ringen um dein Gedeihen war gewonnen.






Sonntag, 8. November 2015

Pfalz, Bayern und zurück


Auch hier in Lambrecht, wo wir leben, sind Menschen an Land gegangen,
die die Flüchtlingswelle hergetragen hat.
Nicht weit von uns wohnt eine junge Familie,
Mutter, Vater und ein kleiner Junge.
Seit drei Monaten sind sie hier,
von München über Trier, der übliche Weg.
Auf der Flucht im Boot über das Mittelmeer dabei
war auch die minderjährige Schwester der Mutter.
Das Mädchen wurde in München von ihren Familienangehörigen getrennt
und lebt seitdem in einem Heim in Bayern. 

Am 3. November bat mich die große Schwester,
per Mail im Heim in Bayern anzufragen,
ob ihre jüngere Schwester während der Herbstferien hierher zu Besuch kommen dürfe.
Schon am Tag darauf, dem 4. November, erhielt ich diese Antwort aus Bayern:

Guten Tag Frau Rabenschlag,



Wir haben für T. eine Busverbindung mit einem Fernbus für morgen heraus gesucht. 
Dieser würde von D. bis nach Mannheim fahren und um 18:10 Uhr in Mannheim ankommen. 
Die Rückfahrt nach D. würde am Sonntag, 08.11.2015 um 12:50 von Mannheim aus beginnen.

Könnten Sie bitte den Transfer von T. zu ihrer Schwester hin 
und am Sonntag zurück nach Mannheim organisieren?



Mit freundlichen Grüßen




Es folgten noch einige Telefonate hin und her,
um sicher zu gehen, dass alles geklärt war.
Am Abend des 5. November holte der Schwager das junge Mädchen
in Mannheim ab und brachte sie nach Lambrecht.
Am Samstag, den 7. November, besuchten uns die beiden Schwestern.
Heute, am 8. November, brachten wir das junge Mädchen
nach Mannheim zum Busbahnhof,
wo sie ihre Fahrt zurück nach Bayern antrat.

Das ging doch mal flott, Bayern :-) ! 

Es ist geplant,
dass sie demnächst hierher übersiedelt
und bei ihrer Schwester und deren Familie lebt.




Sonntag, 25. Oktober 2015

Der Baum ist ein Fisch.





"Nicht müde werden...",
schreibt Hilde Domin als Anfangszeile eines ihrer Gedichte.

Auch nach drei Jahren nicht müde werden,
diesem Kind und seiner Geschichte die Hand hinzuhalten.

Wie eine große Welle sind die Asylsuchenden in diesen Monaten
bei uns "an Land" gegangen;
in ein Land, Deutschland, dessen Leitkultur und dessen Werte
sie gebeten sind zu akzeptieren.

Deutschland:
auf einer deiner Straßen wurde heute vor drei Jahren 
ein Kind weggenommen aus seinem friedlichen Leben.
Kein Polizeiaufgebot schützte dich, Kind.
Ich fuhr dir nach, so schnell unser altes Auto es schaffte.
Fand dich, und durfte dich nicht mehr sehen
dort in dieser mitverschworenen Kinderarztpraxis 
in Ludwigshafen-Pfingstweide,
in Deutschland mit seiner Leitkultur.

In Deutschland, Kind, beim Amtsgericht in Neustadt/Weinstraße,
fand sich ein Richter, Herr Fitterer, der diese Aktion 
des Jugendamtes Rhein-Pfalz-Kreis
und des Ludwigshafener Zentrums für individuelle Erziehungshilfen
für rechtens urteilte und dein Kindeswohl sicherte.
In Lachen-Speyerdorf, Auf der Platte 2, war deine erste Station,
wohin man dich verbrachte,
deine erste Nacht außer Haus in einem fremdem Bett,
mit fremden Menschen,
in Deutschland mit seiner Leitkultur.

Deine Herkunftsfamilie zog rasch mit dir weg nach Bayern.
Wir stellten den Antrag beim Amtsgericht Kaufbeuren,
mit dir Kontakt haben zu dürfen.
Nein, das dürfe wegen deines Kindeswohles nicht sein,
sonst rissen die Wunden wieder auf,
sprach der Richter Hammer beim Amtsgericht Kaufbeuren,
in Deutschland mit seiner Leitkultur.

Gestern vor einem Jahr,
am Abend des 24. Oktobers 2014,
rief deine Tante bei uns an 
und erzählte uns deine ganze leidvolle Geschichte,
geschehen in Deutschland mit seiner Leitkultur.
Aus Not und Trauer über den Abbruch deiner Zeit bei uns
warst du so krank geworden,
dass du nach Augsburg in die Kinderpsychiatrie musstest.
Von dort kamst du in ein Heim,
in Bayern, das liegt in Deutschland mit seiner Leitkultur.

Im Februar, im März und im April diesen Jahres
hatten wir das große Glück, du und ich,
dass wir uns wiedersehen konnten
und gleich wussten, dass wir uns nie vergessen hatten
und uns immer noch liebhaben.

Weil du froh und auch ein bisschen durcheinander
von diesem Wiedersehen warst,
gab es wieder Menschen, die für dein Kindeswohl zu sorgen meinten
und mir nicht mehr erlaubten, dich zu besuchen,
in Bayern, das liegt in Deutschland mit seiner Leitkultur.



Er fliegt zu dir, Kind.


*



Freitag, 11. September 2015

Mein Traum für die Zukunft


Das KinderKunstFest  in Kempten 
hat dieses Mal etwas ganz Besonderes zu bieten.
Eine ganze Woche lang können Schulklassen und (Kindergarten-) Gruppen
an integrativen Kunst- und Medienworkshops* zum Thema

"Mein Traum für die Zukunft"

teilnehmen.

Die gestalteten Kunstwerke werden im Rahmen der Kinder- KunstAusstellung
der KunstNacht mit einer Vernissage feierlich der Öffentlichkeit präsentiert
und wärend der KunstNacht ausgestellt.
Seit es Menschen gibt, wird gerätselt, wie die Zukunft wohl aussehen mag.
Und es macht großen Spaß sich auszumalen,
wie die Welt von morgen aussehen könnte. 

*Gruppen 3€ Kind/Kurs
(Anmeldung erforderlich 0831/2525369)

Die KunstNachtKempten am 26. September steht in diesem Jahr unter dem Motto
"lautMALEREI"
und ist eine Nacht voller Kunst, Kultur und Überraschungen...






Mittwoch, 19. August 2015

Was es ist




Es ist Unsinn
sagt die Vernunft
Es ist was es ist
sagt die Liebe


Es ist Unglück
sagt die Berechnung
Es ist nichts als Schmerz
sagt die Angst
Es ist aussichtslos
sagt die Einsicht
Es ist was es ist
sagt die Liebe

Es ist lächerlich
sagt der Stolz
Es ist leichtsinnig
sagt die Vorsicht
Es ist unmöglich
sagt die Erfahrung
Es ist was es ist
sagt die Liebe



Erich Fried

 



Freitag, 17. Juli 2015

Dauerhaft

4. Dezember 2014
"Im Ergebnis befürworten wir Ihren Wunsch Kontakt zu Ihrem ehemaligen Pflegekind aufzunehmen sofern dieser behutsam angebahnt und später regelmäßig und verlässlich stattfinden könnte."
(Jugendamt)

24. Februar 2015
"Es freut mich, dass die Besuche bei dem Kind so gut verlaufen sind und dass Sie die Zeit in K. gut nutzen konnten. (...) Nach Rücksprache mit dem Gruppenleiter haben dem Kind Ihre Besuche sehr gut gefallen und er hat es auch genossen. Allerdings ist sein momentaner Lebensmittelpunkt die Wohngruppe in K. und so soll es die nächste Zeit auch bleiben. Das Kind hat in den vergangenen zwei Jahren sehr viel mitgemacht und viele Wechsel und Veränderungen erleben müssen, so dass es für ihn wichtig ist, in der Wohngruppe anzukommen und diese als sein Zuhause zu akzeptieren. Nach Rücksprache mit meinen Kolleginnen vom Fachdienst sind wir der Meinung, dass bis zu den Sommerferien ein Besuch von Ihnen einmal im Monat ausreichend ist, um das Kind nicht zu sehr durcheinanderzubringen.

An dem Besuchswochenende einmal im Monat können Sie das Kind an beiden Tagen in der Einrichtung besuchen. Die Termine für die monatlichen Besuche vereinbaren Sie bitte mit der Gruppe. Das nächste Besuchswochenende kann somit im März stattfinden. Den Zeitrahmen außerhalb der Einrichtung können wir auf drei bis vier Stunden ausdehnen. Bezüglich eines Besuches des Kindes bei Ihnen können wir gerne vor den Sommerferien sprechen, ich möchte Sie aber bitten, dieses Thema bei dem Kind auszuklammern, solange wir diesbezüglich keine Vereinbarung getroffen haben."
(Vormündin)

5. Mai 2015
"Nach heutigem Gespräch mit  Einrichtungsleitung und Jugendamt wurde entschieden, dass Ihre Besuche ab sofort nicht mehr hier im Haus stattfinden werden.
Ihre Besuche werden in Zukunft von einer externen Fachkraft begleitet  und in anderen Räumlichkeiten erfolgen.
Sobald es hierfür einen Ansprechpartner gibt, wird sich dieser bei Ihnen melden."
(Bezugserzieherin)

8. Mai 2015
"Leider konnten wir Sie nicht früher informieren, da die Absprachen sowohl teamintern als  auch mit dem Jugendamt eine gewisse Zeit beanspruchten. Die begleiteten Umgänge können  nicht  von uns übernommen werden, da dies nicht in unserem Aufgabenbereich liegt. Die Organisation dieser externen Begleitung ist angelaufen und Sie bekommen Bescheid sobald es diesbezüglich Neuigkeiten gibt.
Bei weiteren Rückfragen ist die Vormündin für Sie zuständig."
(Bezugserzieherin)

21. Mai 2015
"Leider haben wir noch nicht die entsprechenden Räumlichkeiten für Ihre Besuche gefunden, wir sind aber am organisieren. Ich bin jetzt dann allerdings im Urlaub und ab dem 1. Juni wieder erreichbar. Wir melden uns bei Ihnen, sobald wir geeignete Räumlichkeiten gefunden haben."
(Vormündin)

13. Juni 2015
"Wegen Besuch kann ich Ihnen leider immer noch nichts neues sagen, habe nur die Info von der Vormündin, dass es noch ein bisschen dauert, wegen Formalitäten. Auch die Zuständigkeit für das Kind wird sich ändern, deshalb ist gerade alles ein wenig langsam und zusätzlich haben sie noch alle Hände voll zu tun, mit den vielen Asylanten. Sobald es Neuigkeiten gibt, werden Sie informiert."
(Bezugserzieherin)

10. Juli 2015
"Ich melde mich hinsichtlich der Besuchskontakte des Kindes bei Ihnen.
Nach Rücksprache mit der Einrichtung kamen wir einvernehmlich zu dem Schluss, dass es für das Wohlbefinden des Kindes besser ist, wenn keine Besuchskontakte mehr mit Ihnen stattfinden. Das Kind war nach den Besuchen von Ihnen oft sehr durcheinander, hat eingenässt und viele Fragen dazu gestellt, wo er denn eigentlich hingehöre. Von unserer Seite besteht der Eindruck, dass Sie Ihre Erwartungen, dass das Kind wieder zu Ihnen zurückkehren könnte, nicht abstellen können. Dies führt bei dem Kind zu einer permanenten Verunsicherung. Fakt ist definitiv, dass es keine Rückführung des Kindes in Ihre Familie geben wird, da dies ein ausdrücklicher Wunsch der Kindesmutter ist (...). Das Kind soll dauerhaft in der Einrichtung bleiben und es fühlt sich dort auch offensichtlich sehr wohl."
(Vormündin)



Ich habe das Kind am 10. April wie gewünscht in der Einrichtung besucht.
Seitdem wurde kein weiterer Besuch gestattet.
Was geschah dort in der Zwischenzeit,
das eine solche Konsequenz nach sich zieht? 


*

Sonntag, 5. Juli 2015

Windschrift

Meine Hände schreiben den Wind auf
Du sagst ihn mir vor

Im großen Ohr ist ein Zimmer
Dort sprechen wir uns zu

Lange schon eingeräumt
Klingt es wie wir

Du sagst mir den Wind vor
Ich schreibe ihn auf

Er hat die Zunge voll Lachen
Und Lippen rot wie Mut

Wenn er singt
Tanzen die Berge 

Wind schreibst du auf
Für den der da kommt


Sr.






Samstag, 27. Juni 2015

Oh say can you see...


Sometimes there are days like this, 
when that slow steady effort
 is rewarded with justice
 that arrives like a thunderbolt.


Barack Obama

26.6.2015 





Sonntag, 21. Juni 2015

Von Mund zu Mund...





...geht deine Geschichte, Kind.
Einer wird sein,
der das Wort weiß
vom Wiedergutwerden,
vom Heimkommen.
Einer wird sein,
der DEIN Recht spricht,
einer, der sagt:
ja, du darfst.



*

Samstag, 20. Juni 2015

Flucht


Es flieht das Herz
mit dem Mond,
die Wolken stehn,
der Mond hat Eile.


Es flieht der Mond,
das Herz hat Eile,
es reist den Träumen nach,
die Wolken stehn.



Die Träume häuten sich.
Es flieht das Herz
vor dem Gesicht
seines Traums.


Hilde Domin




zum heutigen Weltflüchtlingstag


*

Samstag, 13. Juni 2015

Des Rätsels Lösung: Asyl


Neun Wochen nach dem Besuch am 11. April
gab es heute eine Zwischenmeldung:


"Hallo Frau Rabenschlag,
 Vielen Dank für Ihre vielen Päckchen. 
Das Kind freut sich immer wieder darüber.

(...)


 Wegen Besuch kann ich Ihnen leider immer noch nichts neues sagen, 
habe nur die Info von Frau M. (Vormündin),
dass es noch ein bisschen dauert, 
wegen Formalitäten. 
Auch die Zuständigkeit für das Kind wird sich ändern,
deshalb ist gerade alles ein wenig langsam 
und zusätzlich haben sie noch alle Hände voll zu tun, 
mit den vielen Asylanten. 
Sobald es Neuigkeiten gibt, werden Sie informiert."


*


Bild:
Brüderlichkeit
von Mili Weber
 

Mittwoch, 10. Juni 2015

"...und die findigen Tiere merken es schon..."


"Ist er dabei?"




"Kommt er bald?"




"Habt ihr was von ihm gehört?"





"Kann er euch bald sehen?"








"Und erzähle mir ja keiner wieder einen vom Pferd!"





Kind,
die Liste der Menschen,
die sich bei dir zu entschuldigen haben,
wird immer länger:

...
...
...
...
...
...
...
...
...
...
...
...
...
...
...
...
...
...
...
...
...
...
...
...
...
...
...
...
...
...
...
...
...




Sonntag, 7. Juni 2015

Behördengänge


Liebes Jugendamt vom HerzBaumKind,

obwohl ich noch klein bin,
weiß ich schon viel.
Das kommt daher,
weil ich bei meiner Geburt ein winziger Daumesdick war
und mich von ganz unten hocharbeiten musste.
Ich wohne seit anderthalb Jahren in Lambrecht.
Jetzt sage ich euch mal was.
Ihr habt vor sechs Monaten,
genau am 4. Dezember 2014 an uns eine Email geschrieben.
Darin stand:
 Wir hatten heute eine Besprechung (Allgemeiner Sozialdienst, Vormündin, Sozialdienstleiter, Pflegekinderwesen),  in der wir Ihr Anliegen erörterten. 
Im Ergebnis befürworten wir Ihren Wunsch, 
Kontakt zu Ihrem ehemaligen Pflegekind aufzunehmen, 
sofern dieser behutsam angebahnt 
und später regelmäßig und verlässlich stattfinden könnte.


(Dick gedruckt und unterstrichen hab' ich das.)
Und?
Wo hängt's?
Acht Wochen sind schon um seit dem letzten Besuch!

Höchste Zeit, dass die Sache


Hand





und Fuß bekommt!


Sonst ...


komme ich mal persönlich bei euch vorbei!


Viele Grüße!


P.S.
Jetzt awwer dabber!!!
(So sagen wir in der Pfalz, wenn's schnell gehen soll.)




Dienstag, 2. Juni 2015

Extrablatt



"Warum lassen Sie ihn nicht in dem Schonraum einer speziellen Förderanstalt?"

"Ein Schonraum ist doch der spezielle Blick auf Menschen mit Behinderung,
bei dem wir denken, wir müssten sie schützen,
weil sie besonders schutzbedürftig sind.
Wir aber wollen Henri für das Leben in der Gemeinschaft fit machen -
und nicht für das Leben in einer geschützten Gruppe,
Hand in Hand mit Betreuern und anderen Menschen mit Behinderung,
wo er in eine spezielle Arbeitsstätte gefahren wird
oder gemeinschaftlich ins Kino gehen muss.
Nein, er soll so weit wie möglich autonom leben.
Frei zu sein bedeutet auch, zu sagen:
Ich möchte heute Abend alleine mit dem Bus ins Kino fahren -
und nicht darauf zu warten,
bis eine Gruppe aus dem Behindertenwohnheim sich einen Film anschaut,
den ich mir selbst nicht ausgesucht habe.
Das ist nicht das Leben, das wir ihm wünschen.
Wir wollen, dass er darf, was er kann und was er selbst will."



Langenau, Lars: "Schule wie zu Zeiten der Feuerzangenbowle",
in: Süddeutsche Zeitung (2015), Nr. 123, S. 17/18






Samstag, 30. Mai 2015

"Windgeschenke"


Heute, Kind, sind es sieben Wochen her,
dass wir uns gesehen haben.
Sieben Wochen!
Das ist lang, gaaaaaaaaaaaaaanz lang!
Das ist so lang,
wie die Zeit zwischen Ostern und Pfingsten.
Sieben Wochen sind neunundvierzig Tage;
dann kommt der fünfzigste.
Ich habe in der Zeit zwischen Ostern und Pfingsten
jeden Abend von den Zahlen ein Bild gemalt.
Da habe ich gemerkt, wie lange das dauert
und dass ich gut durchhalten muss,
auch wenn ich manchmal schon müde war oder so.
Und als ich neunundvierzig Bilder gemalt hatte,
da war wie von selbst das fünfzigste da
und war ganz neu und schön und anders...
Zu Pfingsten kommt nämlich der Wind
und bringt die guten Ideen mit;
ganz verschiedene gute Ideen,
so wie auch die Menschen ganz verschieden sind.
Weißt du, so wie alle Tiere ihr Lieblingsgemüse 
in die Steinsuppe geschnippelt haben
und der Wolf sogar seinen Stein dazu legte,
damit sie gut wurde.






Bei uns hier gab es diese Woche zwei Geburtstagskinder,
stell dir vor!
Das Mädchen ist vier geworden.




Hier siehst du sie in ihrem Stuhl.
:-)





Und der kleine Junge ist zwei Jahre alt geworden.





Da sitzt er und lacht dir zu!
:-)



Eine wirklich gute Idee war auch dieser leckere Erdbeerkuchen!
(Es gibt noch einen Rest...)




*


Montag, 25. Mai 2015

Rate mal, Kind...


...was für ein Tier das ist!
Na, hast du eine Idee?




Richtig!
Es ist ein Bock der Walliser Schwarzhalsziegen, auch Gletschergeißen genannt.
Für das Pfingstfest hat er sich herausgeputzt
und mit einem Blumenkranz geschmückt.




In Lambrecht, wo wir wohnen, gibt es zu Pfingsten einen jahrhundertealten Brauch.
Das jüngst getraute Ehepaar der Stadt führt am Dienstag nach Pfingsten in aller Frühe
einen stattlichen Geißbock durch den Wald über die Berge nach Deidesheim.
Der Bock galt in früheren Jahren als Tributzahlung 
für die Weiderechte der Lambrechter im Deidesheimer Wald.




Dieses Tier ist leichter zu raten, stimmt's?
Es ist ein Trampeltier -
und ruft dich beim Namen, hörst du?!



Große, sanfte Augen hat dieses Lama.





Auch das Zebra hält Ausschau.





Wem gehören wohl diese Füße?
Das weißt du auf jeden Fall!




"Es hat ein schwarzweiß Röcklein an,
trägt auch rote Strümpfe."
Herr Storch? Frau Störchin?




Da muss ich auch überlegen;
ich meine, es ist ein junger Adler.



Ich glaube, dieser Hahn wollte lieber nicht im Käfig sein.
Was meinst du?




Jetzt kennst du sie schon, die Trampeltiere.





Huch, was sind das für Viecher?
Elwetritschen, was sonst!



Durch Lambrecht fließt der Speyerbach.
Darin stehen diese beiden und fischen.
Der Mann auf der rechten Seite passt auf das Wasser auf
und fischt auch den Müll heraus, den manche Menschen hineinwerfen.
(Er kommt aus Speyer und war damit einverstanden, dass ich ihn fotografiere.)




Ein bisschen hat's auch bei uns geregnet.
Wer steckt wohl darunter?




Erkennst du,
woraus dieser Springbrunnen gemacht ist?
Richtig, aus lauter Rohren,
die bunt angemalt sind.
Aus dem dicksten, dem roten, fließt das Wasser über in alle anderen.




So, noch einmal raten:
Wer wohnt und arbeitet in diesem "Hochhaus"?
Viele, viele, viele fleißige Ameisen.


Das alles haben wir gestern und heute gesehen
und dir davon diese Bilder mitgebracht.
Kind.


*