Samstag, 30. Mai 2015

"Windgeschenke"


Heute, Kind, sind es sieben Wochen her,
dass wir uns gesehen haben.
Sieben Wochen!
Das ist lang, gaaaaaaaaaaaaaanz lang!
Das ist so lang,
wie die Zeit zwischen Ostern und Pfingsten.
Sieben Wochen sind neunundvierzig Tage;
dann kommt der fünfzigste.
Ich habe in der Zeit zwischen Ostern und Pfingsten
jeden Abend von den Zahlen ein Bild gemalt.
Da habe ich gemerkt, wie lange das dauert
und dass ich gut durchhalten muss,
auch wenn ich manchmal schon müde war oder so.
Und als ich neunundvierzig Bilder gemalt hatte,
da war wie von selbst das fünfzigste da
und war ganz neu und schön und anders...
Zu Pfingsten kommt nämlich der Wind
und bringt die guten Ideen mit;
ganz verschiedene gute Ideen,
so wie auch die Menschen ganz verschieden sind.
Weißt du, so wie alle Tiere ihr Lieblingsgemüse 
in die Steinsuppe geschnippelt haben
und der Wolf sogar seinen Stein dazu legte,
damit sie gut wurde.






Bei uns hier gab es diese Woche zwei Geburtstagskinder,
stell dir vor!
Das Mädchen ist vier geworden.




Hier siehst du sie in ihrem Stuhl.
:-)





Und der kleine Junge ist zwei Jahre alt geworden.





Da sitzt er und lacht dir zu!
:-)



Eine wirklich gute Idee war auch dieser leckere Erdbeerkuchen!
(Es gibt noch einen Rest...)




*


Montag, 25. Mai 2015

Rate mal, Kind...


...was für ein Tier das ist!
Na, hast du eine Idee?




Richtig!
Es ist ein Bock der Walliser Schwarzhalsziegen, auch Gletschergeißen genannt.
Für das Pfingstfest hat er sich herausgeputzt
und mit einem Blumenkranz geschmückt.




In Lambrecht, wo wir wohnen, gibt es zu Pfingsten einen jahrhundertealten Brauch.
Das jüngst getraute Ehepaar der Stadt führt am Dienstag nach Pfingsten in aller Frühe
einen stattlichen Geißbock durch den Wald über die Berge nach Deidesheim.
Der Bock galt in früheren Jahren als Tributzahlung 
für die Weiderechte der Lambrechter im Deidesheimer Wald.




Dieses Tier ist leichter zu raten, stimmt's?
Es ist ein Trampeltier -
und ruft dich beim Namen, hörst du?!



Große, sanfte Augen hat dieses Lama.





Auch das Zebra hält Ausschau.





Wem gehören wohl diese Füße?
Das weißt du auf jeden Fall!




"Es hat ein schwarzweiß Röcklein an,
trägt auch rote Strümpfe."
Herr Storch? Frau Störchin?




Da muss ich auch überlegen;
ich meine, es ist ein junger Adler.



Ich glaube, dieser Hahn wollte lieber nicht im Käfig sein.
Was meinst du?




Jetzt kennst du sie schon, die Trampeltiere.





Huch, was sind das für Viecher?
Elwetritschen, was sonst!



Durch Lambrecht fließt der Speyerbach.
Darin stehen diese beiden und fischen.
Der Mann auf der rechten Seite passt auf das Wasser auf
und fischt auch den Müll heraus, den manche Menschen hineinwerfen.
(Er kommt aus Speyer und war damit einverstanden, dass ich ihn fotografiere.)




Ein bisschen hat's auch bei uns geregnet.
Wer steckt wohl darunter?




Erkennst du,
woraus dieser Springbrunnen gemacht ist?
Richtig, aus lauter Rohren,
die bunt angemalt sind.
Aus dem dicksten, dem roten, fließt das Wasser über in alle anderen.




So, noch einmal raten:
Wer wohnt und arbeitet in diesem "Hochhaus"?
Viele, viele, viele fleißige Ameisen.


Das alles haben wir gestern und heute gesehen
und dir davon diese Bilder mitgebracht.
Kind.


*


Sonntag, 17. Mai 2015

Schneckenpost


Liebes Kind,
wahrscheinlich denkst du,
dass ich mich in eine Schnecke verwandelt habe
und deshalb so lange brauche,
bis ich dich wieder besuche.


Heute war Museumstag.
Wir haben ein Museum besucht,
wo es sehr schöne und interessante Dinge aus Afrika gab,
zum Beispiel die Wurfeisen,
die du hier sehen kannst.
Sie sind zwar sehr gefährlich,
aber wunderschön geschmiedet und gehämmert.
Und die können blitzschnell fliegen,
tausendmillionenmal schneller als eine Schnecke...




Im Februar waren wir beide auch im Museum, weißt du noch?
Man durfte alles anfassen, weil es eine Mitmachausstellung war.
Besonders gefiel dir, wie der feine Sand durch die Trichter rieselte.



Das ist ein Schwert aus Afrika.
Schau, wie fein es gearbeitet ist!



Mit diesem LKW überholen wir alle Schnecken der Welt,
siehst du?


Schlaf gut, Bübchen.


*



Donnerstag, 14. Mai 2015

Fußwege




Und es kommen die Vögel von den Bergen und aus jeder Richtung.
Und es kommen die Fische mit den hellen Kreuzen auf ihren Rücken.
Und die Sterne mit den verzweigten Augen und mit den weisen Händen.
Und die Monde mit den silbernen Geräten und mit den höchsten Reden.

Und du bleibst immer bei mir, und du verlässt mich nicht.
Und du wendest mühelos meinen Leib, und du begleitest mich.
Und du läuterst meine Wünsche, und du änderst meine Gedanken.
Und du richtest mich wieder auf, und du beendest meine Not.

Und ich erwäge den Lauf des Regens und den Rat der Sonne.
Und ich rufe deinen Namen laut und vor allen Leuten.
Und ich esse dein Brot, und ich trinke deinen Wein.

Und es kommen deine Wochentage zu mir mit großer Verheißung.
Und es kommen deine vier Boten mitsamt den sieben heiligen Zeichen.
Und dein Wille geschieht zur Zeit ... und geschieht in Ewigkeit.




Jesse Thoor:
Rede von der Anschauung




*


Sonntag, 10. Mai 2015

Freitag, 8. Mai 2015

Wenn alle Stricke reißen...


Es gibt Neuigkeiten unter dem blauweißen Bayernhimmel:
Ab sofort werden meine Besuche nicht mehr in der Einrichtung stattfinden,
in der das Kind lebt.




Meine Besuche werden in Zukunft von einer externen Fachkraft begleitet




und in anderen Räumlichkeiten erfolgen.




Sobald es dafür einen Ansprechpartner gibt,
wird dieser sich bei mir melden.




Der für das Wochenende geplante Besuch kann 
somit leider nicht stattfinden.


*


Fotos: bei uns zu Hause



Dienstag, 5. Mai 2015

zu Speyer am Rhein


Im Oktober 2011 wurde in Speyer beim Amtsgericht verhandelt.
Das Kind lebte zu diesem Zeitpunkt schon fast drei Jahre ohne Unterbrechung bei uns.
Ein Herr Jürgen Stapelmann, Diplompsychologe aus Mainz, hatte ein "gruseliges" (so unser Anwalt) Gutachten von 150 Seiten verfasst,
ein Schriftstück, aus dem sich jeder ein ihm passendes Sätzchen ziehen konnte.
Mit unserer Familie hatte er dafür vierundzwanzig Stunden verbracht,
vermutlich mit der Herkunftsfamilie ebenso viele.
Literaturangaben hatte das Werk keine.
Wir haben es irgendwann verbrannt
und seine Asche dem Speyerbach mitgegeben,
der durch Lambrecht fließt und in Speyer in den Rhein mündet.



In dieser Verhandlung gab es eine Partei aus
Herkunftseltern, Jugendamt, Verfahrensbeistand und Gutachter;
und eine andere Partei:
wir und unser Anwalt.
Der Richter Wein hatte sich bis zur Verhandlungspause von der schriftlichen Stellungnahme unseres Anwalts überzeugen lassen und wollte "das Kindl losse, wu's is"
(Das Kind lassen, wo es ist; den Verbleib anordnen).
Da erhob sich gewaltig und auf uns schimpfend die Gruppe der Antragsteller
und kippte die Meinung des Amtsrichters.
Sein Beschluss wollte jetzt das Kind binnen vier Wochen in die Herkunftsfamilie führen.
Dagegen legten wir Berufung ein.




Nach dem Verschwinden des Kindes im Oktober 2012
stellten wir unter anderem den Antrag auf Kontakt mit dem Kind.
Dadurch erfuhren wir,
dass die Herkunftsfamilie nach Bayern verzogen war
und erhielten beim Amtsgericht Speyer die neue Adresse.
Im November 2013 fand dafür die Verhandlung beim zuständigen Amtsgericht
in Bayern statt, in der - zwei Jahre später - der dortige Richter immer noch aus dem "gruseligen" Gutachten zitierte und damit z.B. so argumentierte:
Frau Rabenschlag habe sich an das Kind gebunden
wie eine Mutter an ihr behindertes Kind.

(Sollte unter Strafe gestellt werden ;-) ...)




In Speyer frafen sich anfangs die leibliche Mutter und das Kind in meiner Begleitung 
zu ganz zwanglosen, unbegleiteten Umgangskontakten.




Und die Hauptsache:
In Speyer ist das Kind geboren.






Fotos: Speyer am Rhein, Kaiserdom, Einhornbrunnen von Gernot Rumpf, Straßenszenen

*

Sonntag, 3. Mai 2015

Empfehlung für Bahnreisende...

 


Alles, was aus reinem Nützlichkeitsprinzip, 
aus Einzel- oder Gesamtegoismus heraus geschaffen wird, 
ist in Zukunft des Menschen Feind. 
Wir fragen heute viel zu viel nach dem Nutzen dessen, was wir tun. 
Wenn wir die Entwicklung wirklich fördern wollen, 
so dürfen wir nicht nach dem Nutzen fragen, 
sondern vielmehr danach, ob etwas schön und edel ist. 
Wir sollen nicht nur aus dem Nützlichkeitsprinzip heraus handeln, 
sondern aus reiner Freude am Schönen. 



Rudolf Steiner 



Selbst ein Tennisball zeigt Herz :-) .