Dienstag, 26. November 2013

Früchte



An diesem "Schnullerbaum" hängt auch dein letzter Schnuller,
HerzBaumKind,
seit Dezember 2011.
Als wir damals dort ein kleines Mädchen besuchten,
das seitdem bei uns lebt,
nutzten wir die Gelegenheit,
und mit nur wenig Überredung konntest du zulassen,
dass dein Schnuller eine Frucht an diesem Bäumchen wurde.

Heute habe ich dort einen kleinen Jungen besucht
und deinen Schnuller gesucht unter den vielen...



*

Donnerstag, 21. November 2013

Vorstellung


Nun war es tatsächlich der 21. November 2013,
an dem wir die kleine "Anfrage" zum ersten Mal besuchten.
Er schlief reichlich verkabelt in seinem Krankenhausbettchen,
wachte aber bald auf,
als er uns, die Schwestern und den Arzt miteinander reden hörte.

Wir konnten ihn aus dem Bettchen auf den Arm nehmen.
So plauschten wir erstmals miteinander, sangen ein paar Lieder,
erzählten, wie alles so war...
Schließlich kam die Schwester und gab ihm sein Breichen,
das er vorführreif löffelte.


*

Wenn Sie neu hier lesen:
Das HerzBaumBlog handelt in der Hauptsache von einem Kind,
das am 21.11.2008 in unsere Familie kam,
knapp acht Monate alt, sehr krank und hospitalisiert.
Es gedieh trotz schlechter Prognosen sehr erfreulich
und wuchs zu einem fröhlichen, weltoffenen und kommunikativen Kind heran,
das den Regelkindergarten besuchen konnte.
So lebte es vier Jahre bei uns,
verbrachte nie auch nur eine Nacht woanders
und wurde nach richterlichem Beschluss (OLG Zweibrücken)
am 25.10.2012 von zwei Mitarbeiterinnen des Jugendamtes auf offener Straße vor unserem Haus
in ein Auto gesetzt und weggebracht.
Es durfte uns seitdem nicht wieder sehen.



*



Dienstag, 19. November 2013

fünf Jahre

In dieser Woche sind es fünf Jahre,
seitdem das HerzBaumKind zu uns kam.
Montags kam die Anfrage,
mittwochs hatten wir uns entschieden
und freitags, am 21.11.2008, holten wir ihn im Krankenhaus ab.

Die beiden Fotos entstanden gestern, am Montag,
ungefähr zu dem Zeitpunkt,
als, während wir unterwegs waren,
zu Hause auf dem Anrufbeantworter
sich via Jugendamt ein kleiner Junge bei uns meldete:
frühgeboren,
Monitor und Sauerstoffflasche
und keine Stimme zum Schreien.


Wiederholung...




*

Freitag, 15. November 2013

Schnee von gestern


Schneeregen in Kaufbeuren gestern,
dazwischen einzelne richtige Schneeflocken, 
die ersten in diesem Herbst, die ich sehe.
Von Lambrecht aus, wo wir wohnen, 
fährt die S-Bahn nach Mannheim, von dort der ICE über Ulm nach Augsburg;
umsteigen in den Regionalexpress nach Kaufbeuren.
Vom Bahnhof zum Amtsgericht ist es ein zehnminütiger Fußweg
durch einen gepflegten Park mit kleinen Seen.
Graue und weiße Schwäne recken die Hälse nach unserem Reiseproviant.

Sicherheitskontrolle beim Betreten des Amtsgerichts:
Einzeln eintreten, alle Taschen und Rucksäcke werden durchsucht,
Jacke ausziehen, durchleuchten, abtasten.
Edeltraud hat ein Taschenmesser im Rucksack, das wird deponiert.

Am Morgen zu Hause war mir wie aus heiterem Himmel der Einfall gekommen,
für das HerzBaumKind die Spielsachen und Erinnerungsstücke einzupacken,
die es in der Zeit, als es bei uns lebte, von seinen leiblichen Eltern bekommen hatte:
Allerlei Plüschtiere, Polizeiautos, Bilderbücher,
ein Fotoalbum sowie Briefe und Karten der Eltern und leiblichen Geschwistern,
sein Kindergartenrucksack mit Brotdose und Trinkflasche.

Das alles transportierte ich in einem kleinen Koffer,
der natürlich auch kontrolliert wurde,
jedoch unbeanstandet blieb, so dass ich ihn in den Gerichtssaal mitnehmen konnte.

In fünundvierzig Minuten war besprochen,
dass es dem Kindeswohl nicht dienlich sei,
wenn das Kind uns zum jetzigen Zeitpunkt wiedersähe.
Wir hatten dann die Wahl, unseren Antrag auf Umgang aufrecht zu erhalten
- dann hätten wir die Absage schriftlich bekommen -
oder den Antrag zurück zu ziehen (den wir, rein juristisch, jederzeit wieder stellen können).

Auf dem Flur besprachen wir uns mit unserer Anwältin
und zogen den Antrag zurück.
 
 Wir fragten, ob es denn möglich sei, brieflich mit dem Kind in Kontakt zu treten.
Der leibliche Vater deutete an, dass sich darüber reden ließe,
"wenn die Frau Rabenschlag HerzBaum auf Facebook löscht".

Zuletzt erwähnten wir noch die Spielsachen im Koffer
und baten die leiblichen Eltern, diese mitzunehmen.
So übergab ich dem leiblichen Vater den Kofferinhalt.

Hört sich an wie ein Schulaufsatz, oder?

Es blieb uns bis zur Rückfahrt noch Zeit,
und wir fanden ein nettes Café mit feinem Kuchen.
Das Café lag im ersten Stock;
wir saßen am Fenster mit Blick auf die gegenüberliegende Dreifaltigkeitskirche,
auf der in Augenhöhe zu lesen war:


DEIN WORT IST DIE WAHRHEIT 





Mondsichelmadonna in der Stadtpfarrkirche St.Martin in Kaufbeuren


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Mittwoch, 13. November 2013

Gruppenreise



Liebe Menschen um das HerzBaumKind,

morgen, am 14.11.2013 um 13:30 Uhr,
haben wir einen Termin beim Amtsgericht Kaufbeuren.
Im Frühjahr dieses Jahres stellten wir den Antrag,
dass wir mit dem HerzBaumKind Umgang haben können.


87600 Kaufbeuren
Ganghoferstraße 9 und 11
Sitzungssaal 5 im I. Stock

 *

Nutzen Sie die "Mitfahrgelegenheit"  ;-) !


Dieser kleine Engel sah uns heute aus einem Lagerraum des Lambrechter Friedhofes an.

 *

 Dies ist unsere Freiheit
die richtigen Namen nennend
furchtlos
mit der kleinen Stimme


einander rufend
mit der kleinen Stimme
das Verschlingende beim Namen nennen
mit nichts als unserem Atem


salva nos ex ore leonis
den Rachen offen halten
in dem zu wohnen
nicht unsere Wahl ist.


 Hilde Domin

*
 








Montag, 11. November 2013

Mantelteil


Heute vor fünf Jahren, am 11.11.2008,
wurde das HerzBaumKind vom Jugendamt des Rhein-Pfalz-Kreises in Obhut genommen.
Zur Abklärung seines Gesundheitszustands
wurde es in das St. Annastiftkrankenhaus in Ludwigshafen gebracht.
Die Lunge war aufgrund der schweren Vorerkrankung nur halb funktionsfähig,
weshalb per Nasenbrille zusätzlich Sauerstoff gegeben wurde.
Die Ernährung geschah über eine Nasensonde.
Sitzen oder krabbeln konnte es noch nicht.
Es war siebeneinhalb Monate alt.
Dieses kleine Leben hatte es bis dahin in der Krankenhauspflege 
an folgenden Orten verbracht:

Vom 23.4. bis zum 26.4.2008: Krankenhaus Speyer
Vom 26.4. bis zum 1.7.2008: Intensivstation der Uniklinik Mannheim
 Vom 2.7. bis zum 27.8.2008: Uniklinik Mannheim
 Vom 28.8. bis zum 26.9.2008: Krankenhaus Speyer
 Vom 1.10. bis zum 3.10.2008: Krankenhaus Speyer
 Vom 8.10. bis zum 16.10.2008: Krankenhaus Pirmasens
 Vom 25.10. bis  zum 4.11.2008: Krankenhaus Pirmasens

Vom 11.11.2008 blieb es zehn Tage im St. Annastiftkrankenhaus,
am 21.11.2008 holten wir es nach der Anfrage des Jugendamtes dort ab.



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Am 11.3.2009 wurden wir vom Jugendamt gefragt,
ob wir bereit seien, das Kind,
dem man seitens der Behörde damals einen Abbruch seiner Bindung an uns ersparen wollte,
in unserer Pflegefamilie zu behalten.

Wir sagten ja.



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Sonntag, 10. November 2013

Hörst du mich, Kind?


Hörst du mich, Kind?
Ich bin der Wind!
Herrlich ist mein Leben,
wenn ich von Sonnen umgeben
über das glitzernde Wasser jage,
oder die mächtigen Wolken trage,
wenn ich wild durch die Wälder dringe
und rausche und singe.
Hörst du mich, Kind?
Ich bin der Wind!




Aber nichts Herrlicheres kann es geben
in meinem Leben,
wenn ich aus tiefstem Herzensgrund
spreche durch deinen Mund,
wenn ich was Wahres sagen kann.
Hörst du mich, Kind?
Ich bin der Wind!



Alfred Baur




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Dienstag, 5. November 2013

"Nicht müde werden..."



                                                                                           Lambrecht, am 4. November 2013

 
Sehr geehrter Herr Burgard,


ein weiteres Mal teile ich Ihnen mit, dass ich mit der Vorgehensweise des Jugendamtes Rhein-Pfalz-Kreis und des Ludwigshafener Zentrums für individuelle Erziehungshilfen (LuZIE) nicht einverstanden bin, dass von diesen Behörden im Falle unseres Pflegekindes L. eine extreme Gefährdung des Kindeswohles ausging und die Fürsorgepflicht verletzt wurde.

Mir liegt das Schreiben des Jugendamtes Kaufbeuren vor (wie ich Ihnen bereits mitteilte), das von einer Traumatisierung des Kindes spricht, von Einkoten, von sexualisiertem Verhalten, von gehemmtem und zurückhaltenden Auftreten, von Kontaktschwierigkeiten zu anderen Kindern. Dies alles sind psychologisch gesehen völlig verständliche Verhaltensweisen, ja Hilferufe dieser verletzten Kinderseele!

Das Kind L. war, solange es sich in unserem Haushalt befand, in all diesen Punkten nicht auffällig!! Es war fröhlich und offen zu Freunden und Bekannten, es trug altersgemäß schon lange keine Windeln mehr und besuchte den Regelkindergarten.

Die Berichte, die das Jugendamt des Rhein-Pfalz-Kreises sowie das LuZIE für das Amtsgericht Kaufbeuren im August 2013 erstellten, beweisen, dass diese Behörden völlig unzureichend informiert waren darüber, wie das „Experiment L.“ weitab von einer Aufsicht der zuständigen Behörden misslang.

Unsere Petition haben mit dem heutigen Tag 829 Menschen unterschrieben.

Jeder dieser Menschen versteht ohne Fachbildung, dass diesem Kind ein großes Leid geschehen ist, wenn auch unter dem Deckmantel der Behörden und Gerichte.

Jeder dieser Menschen wünscht dem Kind, dass es uns wiedersehen darf und so die Wunde seiner Kinderseele eine Heilungschance erhält.
 

Lesen Sie gerne auf der Petitionsseite die Kommentare der Unterzeichner: hier


Ich sage es hier noch einmal: L. ist zu uns eine Verhältnis eingegangen, wie es ein Kind, das bei seinen leiblichen Eltern aufwächst, mit diesen eingeht. Und jedes Kind, das seine Eltern verliert, wird für bedauernswert angesehen wegen dieses schlimmen Verlustes.

Blutsverwandschaft und Milieubindung und – das schlagendste Argument – Kostenersparnis wurden höher bewertet als der Schutz eines bereits im Säuglingsalter verletzten Kinderlebens. Das „Objekt Kind“ wurde abtransportiert und, nach Zwischenlagerung in einer fremden Pflegestelle, umquartiert.


Nein, ich bin nicht einverstanden mit den bisherigen Antworten, die wir von Ihnen erhielten. 
Im Namen des Kindes bin ich nicht damit einverstanden!


Ich verlange, dass die Fehleinschätzung, die vom Jugendamt Rhein-Pfalz-Kreis und vom LuZIE getätigt wurde, in eine Stellungnahme korrigiert wird, die die versuchte Rückführung als misslungen erklärt und so dem Kind die Bindung an uns, seine soziale Familie, nicht weiter vorenthalten wird.

Ich füge diesem Schreiben stellvertretend zwei Leserbriefe aus der „RHEINPFALZ“ bei.



Mit freundlichen Grüßen


Stefanie Rabenschlag



Lesebrief vom 18.10.2013


 
Leserbrief vom 30.10.2013



Emailadresse des Bürgerbeauftragten:

poststelle@derbuergerbeauftragte.rlp.de
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Montag, 4. November 2013

Herzlichen Glückwunsch!


Dieser junge Mann hat heute Geburtstag;
er wird zweiundzwanzig Jahre alt.
Marcel war unser erstes Pflegekind.
Er kam mit acht Jahren zu uns.
Sein erstes Lebensjahr verbrachte er in Heimen und Krankenhäusern.
Dann kam er in seine erste Pflegefamilie.
Nach einer schweren Erkrankung des Pflegevaters
war die damalige Pflegemutter 
- sie ist noch heute der Mensch, zu dem Marcel "Mama" sagt -
mit den beiden Aufgaben überfordert.
So kam Marcel zu uns.

Als er achtzehn Jahre alt war,
wurden wir seine gesetzlichen Betreuer.

Er lebt heute in einer Einrichtung für erwachsene Behinderte.


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