Freitag, 15. November 2013

Schnee von gestern


Schneeregen in Kaufbeuren gestern,
dazwischen einzelne richtige Schneeflocken, 
die ersten in diesem Herbst, die ich sehe.
Von Lambrecht aus, wo wir wohnen, 
fährt die S-Bahn nach Mannheim, von dort der ICE über Ulm nach Augsburg;
umsteigen in den Regionalexpress nach Kaufbeuren.
Vom Bahnhof zum Amtsgericht ist es ein zehnminütiger Fußweg
durch einen gepflegten Park mit kleinen Seen.
Graue und weiße Schwäne recken die Hälse nach unserem Reiseproviant.

Sicherheitskontrolle beim Betreten des Amtsgerichts:
Einzeln eintreten, alle Taschen und Rucksäcke werden durchsucht,
Jacke ausziehen, durchleuchten, abtasten.
Edeltraud hat ein Taschenmesser im Rucksack, das wird deponiert.

Am Morgen zu Hause war mir wie aus heiterem Himmel der Einfall gekommen,
für das HerzBaumKind die Spielsachen und Erinnerungsstücke einzupacken,
die es in der Zeit, als es bei uns lebte, von seinen leiblichen Eltern bekommen hatte:
Allerlei Plüschtiere, Polizeiautos, Bilderbücher,
ein Fotoalbum sowie Briefe und Karten der Eltern und leiblichen Geschwistern,
sein Kindergartenrucksack mit Brotdose und Trinkflasche.

Das alles transportierte ich in einem kleinen Koffer,
der natürlich auch kontrolliert wurde,
jedoch unbeanstandet blieb, so dass ich ihn in den Gerichtssaal mitnehmen konnte.

In fünundvierzig Minuten war besprochen,
dass es dem Kindeswohl nicht dienlich sei,
wenn das Kind uns zum jetzigen Zeitpunkt wiedersähe.
Wir hatten dann die Wahl, unseren Antrag auf Umgang aufrecht zu erhalten
- dann hätten wir die Absage schriftlich bekommen -
oder den Antrag zurück zu ziehen (den wir, rein juristisch, jederzeit wieder stellen können).

Auf dem Flur besprachen wir uns mit unserer Anwältin
und zogen den Antrag zurück.
 
 Wir fragten, ob es denn möglich sei, brieflich mit dem Kind in Kontakt zu treten.
Der leibliche Vater deutete an, dass sich darüber reden ließe,
"wenn die Frau Rabenschlag HerzBaum auf Facebook löscht".

Zuletzt erwähnten wir noch die Spielsachen im Koffer
und baten die leiblichen Eltern, diese mitzunehmen.
So übergab ich dem leiblichen Vater den Kofferinhalt.

Hört sich an wie ein Schulaufsatz, oder?

Es blieb uns bis zur Rückfahrt noch Zeit,
und wir fanden ein nettes Café mit feinem Kuchen.
Das Café lag im ersten Stock;
wir saßen am Fenster mit Blick auf die gegenüberliegende Dreifaltigkeitskirche,
auf der in Augenhöhe zu lesen war:


DEIN WORT IST DIE WAHRHEIT 





Mondsichelmadonna in der Stadtpfarrkirche St.Martin in Kaufbeuren


*





4 Kommentare:

  1. Es tut mir einfach nur so leid und wenn die Mauern nicht fallen wollen, dann wollen sie einfach nicht fallen. Ich kenne trotzdem Mauern, die sind gefallen, obwohl es niemand lange Zeit für möglich gehalten hat. So wird es auch hier sein, irgendwann kommt die Zeit. Danke für eure Mühen, und nochmals Danke!

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  2. So viel Hoffnung schmolz dahin wie der Schnee, der euch kurzfristig begleitete....
    Bei solch angedientem Kindeswohl ist mir nicht wohl, aber da ihr immer zum Wohl des Kindes handelt, begleiten euch weiterhin alle guten Wünsche.
    Von Herzen
    Gabriela

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  3. Gestern schenkte mir unsere Apothekerin einen Familienkalender 2014 von der DHU. Er ist gestaltet aus Kinderzeichnungen. Die Bilder für den Januar, März, August und Oktober hat gemalt "Luca, 5 Jahre". So steht es da.

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  4. "Luca, 5 Jahre" hat auch das Titelbild des Kalenders gemalt.

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