Samstag, 27. Juni 2015

Oh say can you see...


Sometimes there are days like this, 
when that slow steady effort
 is rewarded with justice
 that arrives like a thunderbolt.


Barack Obama

26.6.2015 





Sonntag, 21. Juni 2015

Von Mund zu Mund...





...geht deine Geschichte, Kind.
Einer wird sein,
der das Wort weiß
vom Wiedergutwerden,
vom Heimkommen.
Einer wird sein,
der DEIN Recht spricht,
einer, der sagt:
ja, du darfst.



*

Samstag, 20. Juni 2015

Flucht


Es flieht das Herz
mit dem Mond,
die Wolken stehn,
der Mond hat Eile.


Es flieht der Mond,
das Herz hat Eile,
es reist den Träumen nach,
die Wolken stehn.



Die Träume häuten sich.
Es flieht das Herz
vor dem Gesicht
seines Traums.


Hilde Domin




zum heutigen Weltflüchtlingstag


*

Samstag, 13. Juni 2015

Des Rätsels Lösung: Asyl


Neun Wochen nach dem Besuch am 11. April
gab es heute eine Zwischenmeldung:


"Hallo Frau Rabenschlag,
 Vielen Dank für Ihre vielen Päckchen. 
Das Kind freut sich immer wieder darüber.

(...)


 Wegen Besuch kann ich Ihnen leider immer noch nichts neues sagen, 
habe nur die Info von Frau M. (Vormündin),
dass es noch ein bisschen dauert, 
wegen Formalitäten. 
Auch die Zuständigkeit für das Kind wird sich ändern,
deshalb ist gerade alles ein wenig langsam 
und zusätzlich haben sie noch alle Hände voll zu tun, 
mit den vielen Asylanten. 
Sobald es Neuigkeiten gibt, werden Sie informiert."


*


Bild:
Brüderlichkeit
von Mili Weber
 

Mittwoch, 10. Juni 2015

"...und die findigen Tiere merken es schon..."


"Ist er dabei?"




"Kommt er bald?"




"Habt ihr was von ihm gehört?"





"Kann er euch bald sehen?"








"Und erzähle mir ja keiner wieder einen vom Pferd!"





Kind,
die Liste der Menschen,
die sich bei dir zu entschuldigen haben,
wird immer länger:

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Sonntag, 7. Juni 2015

Behördengänge


Liebes Jugendamt vom HerzBaumKind,

obwohl ich noch klein bin,
weiß ich schon viel.
Das kommt daher,
weil ich bei meiner Geburt ein winziger Daumesdick war
und mich von ganz unten hocharbeiten musste.
Ich wohne seit anderthalb Jahren in Lambrecht.
Jetzt sage ich euch mal was.
Ihr habt vor sechs Monaten,
genau am 4. Dezember 2014 an uns eine Email geschrieben.
Darin stand:
 Wir hatten heute eine Besprechung (Allgemeiner Sozialdienst, Vormündin, Sozialdienstleiter, Pflegekinderwesen),  in der wir Ihr Anliegen erörterten. 
Im Ergebnis befürworten wir Ihren Wunsch, 
Kontakt zu Ihrem ehemaligen Pflegekind aufzunehmen, 
sofern dieser behutsam angebahnt 
und später regelmäßig und verlässlich stattfinden könnte.


(Dick gedruckt und unterstrichen hab' ich das.)
Und?
Wo hängt's?
Acht Wochen sind schon um seit dem letzten Besuch!

Höchste Zeit, dass die Sache


Hand





und Fuß bekommt!


Sonst ...


komme ich mal persönlich bei euch vorbei!


Viele Grüße!


P.S.
Jetzt awwer dabber!!!
(So sagen wir in der Pfalz, wenn's schnell gehen soll.)




Dienstag, 2. Juni 2015

Extrablatt



"Warum lassen Sie ihn nicht in dem Schonraum einer speziellen Förderanstalt?"

"Ein Schonraum ist doch der spezielle Blick auf Menschen mit Behinderung,
bei dem wir denken, wir müssten sie schützen,
weil sie besonders schutzbedürftig sind.
Wir aber wollen Henri für das Leben in der Gemeinschaft fit machen -
und nicht für das Leben in einer geschützten Gruppe,
Hand in Hand mit Betreuern und anderen Menschen mit Behinderung,
wo er in eine spezielle Arbeitsstätte gefahren wird
oder gemeinschaftlich ins Kino gehen muss.
Nein, er soll so weit wie möglich autonom leben.
Frei zu sein bedeutet auch, zu sagen:
Ich möchte heute Abend alleine mit dem Bus ins Kino fahren -
und nicht darauf zu warten,
bis eine Gruppe aus dem Behindertenwohnheim sich einen Film anschaut,
den ich mir selbst nicht ausgesucht habe.
Das ist nicht das Leben, das wir ihm wünschen.
Wir wollen, dass er darf, was er kann und was er selbst will."



Langenau, Lars: "Schule wie zu Zeiten der Feuerzangenbowle",
in: Süddeutsche Zeitung (2015), Nr. 123, S. 17/18