Montag, 7. März 2016

Fäden

Heute der Anruf einer Frau.
Sie wohnt zwei Dörfer weiter
und möchte Deutschunterricht für Asylbewerber geben.
Ob sie bei mir hospitieren könne,
sie sei Kinderkrankenschwester
und, was den Deutschunterricht beträfe, ganz unbewandert.

Nach den Infos bezüglich des Deutschunterrichts
kommen wir noch über ihren Beruf ins Gespräch.

Sie arbeitet in Mannheim.
Erste Glocke klingelt bei mir!

Auf der Intensivstation.
Zweite Glocke!

Ich frage, wie lange sie da schon arbeite.
Fünfzehn Jahre.
Dritte Glocke, sehr laut mittlerweile!

Ich frage, ob sie sich an einen sehr schwer kranken Säugling
namens ... erinnert.
Der? Klar erinnert sie sich.
Wenn ein Kind so lange und so alleine 
auf der Intensivstation liegt, 
das vergisst man nicht.

Und natürlich will sie wissen
- und die Krankenschwestern untereinander
hätten sich das schon oft gefragt -,
was aus ihm geworden sei.

Heute hat sie die ganze traurige Geschichte erfahren
und war sehr erschüttert.


*

4 Kommentare:

  1. jeden der ein Herz in sich trägt muss das Schicksal um L. erschüttern.
    Ich kenne weder dich noch L. persönlich. Nur die Geschichte aus dem Blog und muss so oft an Ihn denken und wünschte es gäbe einen Weg zurück zu Euch.
    LG

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    1. Es gibt einen Weg.
      Unseren und Lucas Wille gibt es auch.
      Die Unwilligen brauchen Einsicht.

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  2. Einsicht ist etwas, das bisher unklar war und das man nun als das Ergebnis von Nachdenken verstanden hat.

    Ich weiß, es gibt keine Unklarheiten, also scheitert alles immer noch am Nachdenken!

    Wie kann man Menschen zum Nachdenken anregen, in dem man sie immer wieder und wieder an das erinnert, was ihnen bis jetzt noch nicht klar zu sein scheint!

    Wir geben nicht auf, irgendwo gibt es jemanden, der nachdenkt, er/sie MUSS ihre/seine Stimme erheben - für L. - für eine Rückkehr in SEINE Pflegefamilie.

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    1. Ja, diese Einsicht ist eine ganz freie Tat.
      Nicht weil ein Gesetz oder eine Vorgabe dazu zwingen.
      Sondern weil plötzlich das Herz entscheidet mit seiner "Logik".

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