Sonntag, 9. November 2014

zum neunten November




Seit dem Abend des 24. Oktober 2014 wissen wir,
dass das Kind nicht mehr in seiner Herkunftsfamilie lebt.
Zeitweise war es in einer kinderpsychiatrischen Klinik.
Jetzt ist es in einem Heim.

Der fünfte Lebensort, nachdem es auf offener Straße abgeholt worden war,
zum Wohl des Kindes aus seinen jahrelangen Bindungen gerissen.
 Wir nannten das vor Gericht "Deportation"
und wurden dafür gerügt.


*






5 Kommentare:

  1. Was für ein unfassbarer und trauriger Wahnsinn.

    Das Schlimmste ist, dass diese oder eine vergleichbare Entwicklung so vorhersehbar (und damit vermeidbar) war, auch wenn ich mir für das Kind gewünscht hätte, dass die "Fachleute" recht behalten hätten.
    Dass die diversen Entscheider über das Kindeswohl noch ruhig schlafen können.

    Ich mag mir gar nicht vorstellen, was dieses Wissen um Lucas Schicksal jetzt mit Ihnen macht.
    Achterbahn?

    Mit allen guten Wünschen für Sie und den Kleinen
    Anka

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    1. Liebe Anka, es ist gar nicht gesagt, dass die damaligen "diversen Entscheider", wie Sie sie nennen, von diesem Schicksal etwas wissen. Diese "Fachleute" haben sich nicht bemüht, Lucas Besonderheiten überhaupt in ihre Entscheidung einzuschließen.
      Als Luca längst noch bei uns war, habe ich darauf hingewiesen, dass ich bei einer Rückführung befürchte, dass er psychiatrisch behandelt werden muss. Die Antwort darauf höre ich noch heute: "Woran machen Sie das fest?" Mehr gab es dazu nicht zu sagen.
      Luca hat hier bei uns erfolgreich den Regelkindergarten besucht, eine große Gruppe. Und ich habe Fotos von einem Elternnachmittag, wo Luca beim Eisenbahnspiel freiwillig die Lok sein wollte und sich aus der Runde die anderen Kinder dazu rief. So sicher war er in dieser Vertrautheit und Gebundenheit. Er ist nicht krank oder behindert. Und doch ist etwas an ihm, das eines besonderen Schutzes und einer besonderen Pflege bedarf, damit es sich weiter entfalten kann.-
      Den Satz, der schon immer hier oben im Blog steht (den Baum herzaubern), hat Luca einem Richter geantwortet, als er schon von uns weggeholt war und wir dagegen geklagt hatten. Schon diese Antwort hätte hellhörig machen müssen, obwohl sie in sich überhaupt nicht falsch ist. Das war Lucas Art, sich auszudrücken. Der Richter schloss daraus, dass ihm an uns, seiner soziaöen Familie, nicht viel liege, sonst hätte er ja unsere Namen genannt (allein in einem fremden Zimmer mit einem fremden Verfahrensbeistand und einem fremden Richter).
      Es ist ein Roman, den ich erzählen könnte allein über solche Feinheiten und Kleinigkeiten.

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  2. Mit der emotionalen Achterbahn meinte ich Sie selbst.
    Was die "Entscheidungsträger" angeht, muss man wohl davon ausgehen, dass diese es eher nicht wissen, vielleicht auch eine Folge der "gebotenen" professionellen Distanz.
    Prinzipiell beneide ich trotzdem keinen, der in derart sensiblen Angelegenheiten entscheiden muss. Ich würde z.B. niemals, auch nicht im weitesten Sinne, juristisch tätig sein wollen, weil ich für mich nicht wüsste, wie ich mit der häufigen Diskrepanz zwischen Rechtsprechung und persönlichem Rechtsempfinden umgehen sollte - und was aus dem Versuch, das zu leisten, erwachsen konnte.
    Ich frage mich - auch aus eigenen Erfahrungen und Beobachtungen heraus - oft, ob professionelle Distanz, so sehr ich deren Notwendigkeit auch nachvollziehen kann, tatsächlich möglich ist, auch wenn das immer wieder behauptet wird. Und wenn ja, um welchen Preis?
    Lucas Schicksal wirft viele Fragen auf.
    Was er damals allerdings mit dem Baumwunsch gemeint hat, weiß wahrscheinlich nur er.
    Schlüsse dieser Tragweite aus solchen Antworten zu ziehen, finde ich aber prinzipiell gewagt, vor allem wenn sie in einer für ein Kind schwer einzuschätzenden und vielleicht einschüchternden Umgebung getätigt werden.
    Dass man da sehr daneben liegen kann, konnte ich selbst erfahren.
    Mein eigenes Kind (Asperger-Autist, wie wir nach langem Stochern im Nebel heute wissen) sollte im Rahmen einer kinderpsychologischen Untersuchung im Kindergartenalter sagen, welches Tier es und welche Tiere wir Eltern wären, wenn es uns als solche beschreiben müsste.
    Es bezeichnete sich selbst als Tiger, seine Mutter als Ratte und auf nähere Nachfrage als eigentlich eher ekliges Tier und seinen Vater als Pferd, was aufgrund der zuvor beobachteten guten Bindungssituation zu Verwirrung und äußerst interessanten Interpretationsansätzen führte...
    Zunächst konnte ich nichts damit anfangen, bis mir einfiel, dass es sich hier schlicht um unsere chinesischen Tierkreiszeichen handelt, zu denen uns irgendjemand mal ein paar kleine Büchlein geschenkt hatte in denen das Kind ein paar Monate davor gerne geblättert hatte....
    Damals fand ich die Situation eher lustig, aber welche Konsequenzen hätte eine solche Aussage bei einer anderen Ausgangslage wohl haben können?
    Nochmals von Herzen alles Gute.
    Anka

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  3. Mir fehlen einfach nur die Worte.
    Ich könnte heulen:(
    Besteht denn die Hoffnung, das er wieder zu euch kommen darf?
    liebe Grüße
    Simone

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  4. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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