Dienstag, 15. Juli 2014

Nehmen wir an...

Nehmen wir an, ein Kind wird mit einer besonderen gesundheitlichen Situation geboren und ist dadurch über die ersten sieben bis acht Monate seines Lebens intensiver medizinischer Versorgung ausgesetzt.
Nehmen wir an, die leiblichen Eltern des Kindes nehmen aus verschiedenen Gründen nur in geringem Maß an dieser intensiven Lebensphase ihres Kindes teil.
Nehmen wir an, den behandelnden Ärzten und den das Kind versorgenden Schwestern und Pflegern fällt diese Abwesenheit sowie das geringe Einfühlungsvermögen der Eltern bei den seltenen Besuchen so stark auf, dass sie das Jugendamt darüber informieren.
Nehmen wir an, das Jugendamt nimmt fürsorglich dieses Kind in Obhut und bringt es in eine erfahrene Pflegefamilie.
Nehmen wir an, das Kind beginnt in der Pflegefamilie, sein intensivmedizinisches Leben einzutauschen gegen intensives Beziehungsleben, wodurch es recht eigentlich erst anfängt zu leben und gedeihender fröhlicher Säugling zu sein.

Nehmen wir an, man denkt, das Kind sei ein Auto, das man nach erfolgter Reparatur zurück in die Herkunftsgarage bringt.
Nehmen wir mal an...

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In wenigen Minuten alles gesagt über die Mängel und Vergehen im Pflegekinderwesen hat
Professor Dr. Ludwig Salgo, Stiftung zum Wohl des Pflegekinds, in diesem Interview.

Den Film zum Interview gibt es hier: "Familie auf Abruf - ein Zuhause für Pflegekinder".


 



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3 Kommentare:

  1. 568 Tage ist Luca nun ohne jeglichen Kontakt zu seiner Pflegefamilie, in der er vier Jahre in liebevollen und fürsorglichen Verhältnissen leben durfte. Ohne Rücksicht auf das Kind und seiner Herkunftsgeschichte wurde er am 25. Oktober 2012 auf offener Straße vom Jugendamt aus der Pflegefamilie herausgerissen. Weder eine Petition, die fast 1.000 Menschen für ihn unterzeichneten noch ein Antrag den Jungen besuchen zu dürfen, waren erfolgreich. Eine fast nun schon zwei Jahre dauernde Ungewissheit begleitet seitdem die Pflegefamilie, die seitdem kein Wort, kein Bild, kein rein gar nichts über den Jungen erfahren durfte. Es wird Zeit, dass dieses Unrecht, das sowohl der Pflegefamilie, wie auch dem Jungen widerfahren ist, wieder gut gemacht wird. Mögen sich alle, die hier lesen und sich nur irgendwie mit dem Schicksal des Jungen auseinandersetzen, auch in der Herkunftsfamilie, einem Wiedersehen keine Steine mehr in den Weg legen und ihrem Herzen einen Ruck geben. Bitte (3 x Bitte)

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    1. Das ist druckreif, Klaudia. Und du hast gezählt!
      Ich hatte gestern und heute unerwartet die Gelegenheit, zwei Menschen von Mund zu Ohr auf deren Fragen hin das Luca - Drama zu erzählen. Selbst "nur" im Anhören ist es für manche Menschen kaum auszuhalten, weil sie sich unmittelbar einfühlen in das Erleben des Kindes. Eine Gabe, die den Sozialpädagogen, den Richtern, dem Bürgerbeauftragten, dem Staatsanwalt nicht zur Verfügung stand.

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  2. zu wenig .... zu langsam .....
    Was tun? Wie werden wir alle gehört, die sich Sorgen machen und die Kinder die unschuldig in dieses Schicksal gerissen werden?
    Klaudia! Du triffst ..... mitten ins Herz!

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