Sonntag, 31. März 2013

Für ein Kind





Ich habe gebetet. So nimm von der Sonne und geh.
Die Bäume werden belaubt sein.
Ich habe den Blüten gesagt, sie mögen dich schmücken.

Kommst du zum Strom, da wartet ein Fährmann.
Zur Nacht läutet sein Herz übers Wasser.
Sein Boot hat goldene Planken, das trägt dich.

Die Ufer werden bewohnt sein.
Ich habe den Menschen gesagt, sie sollen dich lieben.
Es wird dir einer begegnen, der hat mich gehört.



Günter Bruno Fuchs


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Sonntag, 24. März 2013

Freitag, 22. März 2013

Das Kind



Unwillkürlich sehn sie seinem Spiel
lange zu; zuweilen tritt das runde
seiende Gesicht aus dem Profil,
klar und ganz wie eine volle Stunde,

welche anhebt und zu Ende schlägt.
Doch die Andern zählen nicht die Schläge,
trüb von Mühsal und vom Leben träge;
und sie merken gar nicht, wie es trägt - ,

wie es alles trägt, auch dann, noch immer,
wenn es müde in dem kleinen Kleid
neben ihnen wie im Wartezimmer
sitzt und warten will auf seine Zeit.



Rainer Maria Rilke



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Donnerstag, 21. März 2013

So schreibt die Ministerpräsidentin:



Liebe Frau Dreyer,

ich glaube, alle die

Ludwigs,
Ulrichs,
Cäsars und 
Antons

sehen das ähnlich:


„Vorrang muss bei der Entscheidung einer Rückführung in erster Linie die seelisch soziale Zugehörigkeit eines Kindes haben...
Hat das Kind seine Herkunftsfamilie schon früh verlassen und ist es primäre Bindung in einer anderen Familie eingegangen, dann ist eine Rückführung nahezu ausgeschlossen...

Es können nur jene Kinder zurückgeführt werden, welche die Möglichkeit hatten, eine primäre Bindung zu ihren leiblichen Eltern oder einem Elternteil aufzubauen und wenn die Beziehung zu den Eltern durch Kontakte, Telefonate etc. bewahrt werden konnte...

Ist eine Beziehung zwischen Säugling oder Kleinkind und dem Elternteil über einen längeren Zeitraum abgebrochen, dann wäre eine Rückführung nahezu ein Neuanfang, ein zweiter tiefer Bruch im Leben...

Säuglinge dürften eigentlich nur für maximal ein halbes Jahr bei einer hohen Dichte von Kontakten fremduntergebracht werden. Können Eltern diese Bedingungen nicht einhalten, so müssen sie früh im Hinblick auf eine Langzeitunterbringung ihres Kindes beraten werden, um schwerwiegende seelische Verletzungen ihres Kindes zu vermeiden. Dies schließt nicht aus, dass die Eltern Eltern bleiben und Elternrechte innehaben, dass sie ihr Besuchsrecht wahrnehmen. Doch sie müssen durch Beratung ihres ASD schmerzlich lernen, ihrem Kind sein langfristiges Zuhause in der Pflegefamilie zuzubilligen...

Eltern oder Elternteile in die Verantwortung zu nehmen und diesen alle Hilfen gemäß dem KJHG zukommen zu lassen, dass sie ihre Elternrolle wahrnehmen können, gehört zu den Interessen jedes Kindes. Doch wenn es frühe, feste Bindungen zu anderen Menschen eingegangen ist, so haben diese Vorrang vor dem verständlichen Wunsch mancher Eltern, wieder mit ihrem Kind zu leben. Nehmen wir den Schutz der frühkindlichen familiären Beziehungen ernst, so bedeutet dies für die meisten Eltern, die ihr Kind in jungen Jahren in einer Pflegefamilie unterbringen mussten, dass sie ihr Kind nicht auf Wunsch zurückbekommen können. Dies muss ihnen zu Beginn der Maßnahme so auch gesagt werden."  (Irmela Wiemann, Diplompsychologin)


Wir wünschen jedem Pflegekind,
dass es nicht Opfer von Amtsmacht und Finanzplanungen wird;
dass es in seiner Würde ernst genommen wird; 
dass seine eingegangenen Bindungen an seine soziale Familie wertgeschätzt und erhalten werden.


Herzlichst,

Ihre Stefanie Rabenschlag








L wie ...




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Montag, 18. März 2013

Plätze



Dieses Eckchen im Winkel der Treppe,
Kind,
ist eines deiner Verweilplätzchen.

Hier hast du ausdauernd gespielt,
die Zwerge im Häuschen schlafen gelegt,
ihnen etwas zu essen gebracht.
Es ist die dritte Stufe der Treppe;
auf der ersten und zweiten ist Platz zum Sitzen
und sich klein machen wie die Zwerge.


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Donnerstag, 7. März 2013

Schätze


Diese Bernsteinkette hast du fast drei Jahre lang getragen, Kind.
Dann fingst du an, die Perlen zu zerbeißen,
deshalb fehlen seitdem zwei.



Als du im November 2008 nach den vielen Krankenhausmonaten zu uns kamst,
drehtest du alles, was dir als Schnur in die Hände kam;
anfangs auch die Kabel deines Monitors, der Sauerstoffbrille,
Zipfel und Bänder aller Art.
Mit diesem goldenen Band hatten wir ein Spielzeug an deinem Bett befestigt;
doch das Band interessierte dich mehr und du hast es nach und nach aufgedröselt zu diesen goldenen Fäden.


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Wir danken herzlich allen,
die mit uns den Brief des Bürgerbeauftragten
mit der Stellungnahme der Kreisverwaltung des Rhein-Pfalz-Kreises
bzw. des Ludwigshafener Zentrums für individuelle Erziehungshilfen (LuZIE)
gelesen haben und so gemeinsam die Auffangschale bildeten.




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